Spaltprozesse
Bundesrepublik Deutschland, 1987Regie: Bertram Verhaag, Claus Strigel
Kamera: Claus Strigel, Waldemar Hauschild, Thomas Schwan, Christoph Boekel
Musik: Rio Reiser, Konstantin Wecker, Ulrich Bassenger, Wolfgang Neumann
Produktion: Pro-ject Filmproduktion im Filmverlag der Autoren
BJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben (wertvoll)
Länge: 95 Minuten
Dokumentarfilm, Farbe
SPALTPROZESSE kennzeichneten das Leben in der Oberpfalz und Spaltprozesse vollzogen sich unter den Menschen in der ländlichen Region, als Mitte der 80er Jahre bei Wackersdorf eine Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstoffe geplant war und gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung in Bau ging. Zur Entstehungszeit des Films hätte es vermutlich niemand für möglich gehalten, dass das Milliardenprojekt doch noch gestoppt werden könnte und auch die beiden Filmemacher Verhaag und Strigel hatten die Absicht, über SPALTPROZESSE hinaus die ökologischen und politischen Veränderungen während der geplanten zehnjährigen Bauzeit zu dokumentieren. Im historischen Rückblick sind die Ereignisse selbst Vergangenheit, in der Mahnung vor zukünftigen atompolitischen Fehlentscheidungen und als Beispiel für den Bewusstwerdungsprozess einer ganzen Region ist der Film dagegen bis heute aktuell geblieben.
Der Film eröffnet in seiner Kontinuität und Themenvielfalt einen tiefen Einblick in landschaftliche, ökologische Zerstörung, schildert die mit dem Bau einer WAA verknüpften atompolitischen Absichten, verdeutlicht die Gefährdung der Bevölkerung durch radioaktive Schadstoffemissionen. Dabei stehen die bedrohten Menschen der Region in ihren persönlichen und politischen Veränderungsprozessen eindeutig im Vordergrund, was über die Nähe zu ihnen spürbar wird. Verdichtet werden emotionale und sachliche Vorgänge nicht mittels eines gesprochenen Kommentars, sondern über ruhige Kameraeinstellungen und assoziative Montagen, die mit dem Geschehen und dem Gesagten dramaturgisch verwoben sind. Poetische Bilder schaffen zusammen mit der eindringlichen Filmmusik eine nur mit Spielfilmen vergleichbare Identifikationsebene.
Pressezitate:
"Durch die Beschreibung der Machtverhältnisse im Zusammenspiel aus Administration und Atomfirmen klärt der Film auch über manifeste Widersprüche zwischen Verfassungswirklichkeit und Verfassungsnorm auf und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung.”
(Lexikon des internationalen Films)