Die Seifendiebe
Originaltitel: Ladri di SaponetteItalien, 1988
Regie: Maurizio Nichetti
Drehbuch: Maurizio Nichetti, Mauro Monti
Kamera: Mario Battistoni
Musik: Manuel de Sica
Darsteller*innen: Maurizio Nichetti, Caterina Sylos Labini, Heidi Komarek, Federico Rizzo, Claudio G. Fava
Produktion: Warner Bros. Italia/ Bambu Cinema e TV/ ReteItalia
BJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 6 freigegeben
Länge: 85 Minuten
Spielfilm, s/w
Im Fernsehstudio wird der Regisseur Maurizio Nichetti für eine Live-Vorstellung erwartet, um sein neuestes Werk "Die Seifendiebe" vor der Ausstrahlung persönlich kurz vorzustellen. Der Moderator hatte sich auf Melville und Frankenheimer vorbereitet, weiß die Situation aber clever mit Wortgirlanden zu retten.
Parallel dazu sieht man eine italienische Durchschnittsfamilie vor dem Fernseher versammelt, die es dem Zufall der vom Sohn gesteuerten Fernbedienung überläßt, welches Programm man sehen wird.
Auf einer dritten Ebene beginnt der Film im Film, "Die Seifendiebe", ein ganz im Stil des Neorealismus inszenierter und Vittorio de Sicas FAHRRADDIEBE(n) nachempfundener Schwarzweißfilm, in dessen Mittelpunkt die italienische Familie Permattei steht. Der ebenfalls von Nichetti gespielte Familienvater Antonio hat wieder keinen Job bekommen; sein Sohn Bruno verdient sich Geld an einer Tankstelle; seine Frau Maria studiert mit drei Freundinnen in einem Kellerlokal US-Schlager der 40er Jahre ein; das Baby krabbelt derweil herum und spielt lebensgefährlich mit Stromkabeln. Fehlt nur noch Pfarrer Don Italo, der seine Schäfchen an den Gottesdienst erinnert.
Kaum hat sich der Zuschauer in den Film eingesehen, knallt ihm ein Werbespot entgegen. Die Familie vor dem Fernseher nimmt dies gelassen hin, doch Regisseur Nichetti protestiert - vergeblich - gegen die in seinen Augen unverantwortliche Manipulation seines Kunstwerkes. Immer weiter verändert die Werbung nun die Spielfilmhandlung: Zunächst halten die Schauspieler des neorealistischen Dramas bei der Werbeeinblendung nur kurz inne, dann entdeckt Bruno einen 'Durchgang' in die Welt der Werbung und schließlich springt ein Top-Model aus einem Werbespot buchstäblich in die schwarzweiße Welt des Dramas und bringt dort alles durcheinander. Schließlich springt Nichetti selbst in seine Geschichte, um zu retten, was längst nicht mehr zu retten ist ...
Eine mit mehreren Ebenen jonglierende turbulente und amüsante Satire auf die Vorherrschaft des kommerziellen Fernsehens, das Kinogeschichten zerstört und den Zuschauer fremdbestimmt. (nach: AV-Mediendienst 8/ 90 und film-dienst 16/ 90)
Pressezitate:
“Eine mit mehreren Ebenen jonglierende und amüsante Satire auf die Vorherrschaft des kommerziellen Fernsehens, das Kinogeschichten zerstört und den Zuschauer fremdbestimmt.”
(film-dienst)
„Seifendiebe ist ein Feuerwerk an Komik; der Film beweist, daß eine Idee, die man für abgegriffen halten könnte - das Eingreifen des Regisseurs in den Film -, bei weitem nicht in die finsteren Meditationen eines Godard oder Garrell verdammt ist.“
(Positif, Revue de Cinéma 346)
„Selten wohl wurden Sendestrukturen des Fernsehens und ihre möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft so spielerisch, unterhaltsam und vergnüglich dargestellt.“
(Holger Twele, Videospiegel 1/92)