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Filme für Kinder und Jugendliche
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BJF-Clubfilmothek

Die Kinder aus Nr. 67 oder: Heil Hitler, ich hätt'gern'n paar Pferdeäpfel ...

Bundesrepublik Deutschland, 1979/ 80
Regie: Usch Barthelmeß-Weller, Werner Meyer
Drehbuch: Usch Barthelmeß-Weller, Werner Meyer, nach dem gleichnamigen Roman (1932!) von Lisa Tetzner
Kamera: Jürgen Jürges, Hans-Günther Bücking
Musik: Andi Brauer
Darsteller*innen: Bernd Riedel, René Schaaf, May Buschke, Elfriede Irrall, Martina Krauel, Tilo Prückner
Produktion: Road Movies Filmprod., Berlin
BJF-Empfehlung: ab 10 Jahren, FSK: ab 6 freigegeben (besonders wertvoll)
Länge: 103 Minuten
Spielfilm, Farbe


Die Freunde Paul und Erwin gehören zur Bande der Kinder aus dem Hinterhof des Mietshauses Nr. 67. Aus ihrer Sicht wird der Berliner Alltag in den Jahren 1932/ 33 geschildert, ein halbes Jahr vor und nach der Machtergreifung Hitlers. Arbeitslosigkeit, materielle Not und politische Diskussionen bestimmen das Leben. Die beiden 13-jährigen Jungen sind Fußballfans. Um sich einen Lederfußball leisten zu können, verdienen sie sich ihr Geld mit Gelegenheitsarbeiten. Als Erwin entdeckt, dass Paul klaut, um seinen Hunger zu stillen, kauft er von einem Teil des verdienten Geldes Brot und Schmalz. Solidarität im Kleinen wie im Großen: Nachdem die wirtschaftliche Lage von Pauls Eltern immer problematischer geworden ist und der Gerichtsvollzieher ins Haus steht, tun sich alle Bewohner des Hinterhauses zusammen und sammeln auf einer Tombola für die in Not geratene Familie.
Von dieser Solidarität ist ein halbes Jahr später nichts mehr zu spüren; die Kinderbande spielt nicht mehr miteinander und bröckelt auseinander, ein Teil schließt sich der Hitlerjugend an. Erwins Vater wird als SPD-Mitglied und Regimegegner von den Nazis verhaftet, Erwins jüdische Freundin Miriam verlässt mit ihrer Tante Deutschland. Am Ende trägt auch Paul die Uniform der Hitlerjugend; die Freundschaft zwischen den beiden zerbricht.

"Die fiktive Geschichte von Paul und Erwin, mit deren Augen wir den Beginn der nationalsozialistischen Infiltration erleben, ermöglicht es, die formelhaften Antworten über die Vergangenheit etwas aufzubrechen. Wir wollen nicht Vergangenheitsbewältigung betreiben, nicht belehren. Lieber wollen wir Fragen aufwerfen, den Bezug zu den Erfahrungen der Gegenwart knüpfen. In die Vergangenheit zu gehen, ist für Kinder, als wenn sie in ein fremdes Haus kommen, in ein anderes Milieu: Sie sind neugierig, vergleichen, entdecken das Fremde und darin das, was ähnlich ist oder ihren eigenen Erfahrungen gleicht." (Usch-Barthelmeß-Weller/ Werner Meyer)

Pressezitate:
“Kein Film, der spekulativ brauen Nebel ausleuchtet, eher einer, der leise Erkenntnisse vermittelt, der Erinnerungs- und rationale Aufklärungsarbeit leistet, wie ‘Hitler möglich’ wurde, zweifellos einer der wichtigsten und bestgemachten Filme dieses Jahres.”
(Hannoversche Allgemeine Zeitung, 1./2. März 1980)

„Dieser Film will auch Kindern und Jugendlichen den Zugang und die Beschäftigung mit Fragen und Problemen, die an Schnittpunkten zwischen gesellschaftlich politischen Ereignissen und der persönlichen Welt stattfinden, ermöglichen. Auch im Zusammenleben der Menschen zeigt sich, welcher Art die nationalsozialistische Herrschaft war.“
(BAG-Filmbesprechungen 39)

 

Gefördert vom:

Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Im Rahmen des:

Kinder- und Jugendplan des Bundes

Weitere Förderer:

Logo: Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V.