Komm und sieh
Originaltitel: Idi i smotriUdSSR, 1985
Regie: Elem Klimow
Drehbuch: Ales Adamowitsch, Elem Klimow
Kamera: Alexej Rodionow
Musik: Oleg Jantschenko
Darsteller*innen: Alexej Krawtschenko, Olga Mironowa, Liubomiras Laucevicius, Wladas Bagdonas, Viktor Lorenz
Produktion: Belarusfilm, Mosfilm
BJF-Empfehlung: ab 16 Jahren, FSK: ab 16 freigegeben
Länge: 146 Minuten
Spielfilm, s/w
Historischer Hintergrund des Films sind die wenig bekannten Verbrechen von SS-Mannschaften, die im Jahr 1943, also bereits nach der Niederlage von Stalingrad, 628 belo-russische Dörfer niederbrannten und deren Einwohner töteten.
Erzählt wird die Geschichte des 12-jährigen Bauernjungen Fljora, der in zugeschütteten Schützengräben nach einem Gewehr gräbt, um sich mit der gefundenen Waffe den Partisanen im Wald anzuschließen. Diese lassen ihn nach ihrem Abzug im Basislager zurück, wo er kurz darauf ein Flächenbombardement der Deutschen miterlebt. Zusammen mit dem Mädchen Rosa flüchtet er in sein Heimatdorf, doch dort haben die Faschisten inzwischen auch seine Mutter und Schwester umgebracht. Fljora folgt den restlichen Überlebenden in die Sümpfe. Bei nächtlicher Nahrungssuche gerät er in eine faschistische Vergeltungsaktion. Sämtliche Dorfbewohner werden in eine Holzkirche getrieben und diese über ihren Köpfen angezündet. Nur Fljora und ein vergewaltigtes, wahnsinnig gewordenes Mädchen können rechtzeitig fliehen. Er erlebt die jämmerliche Todesangst der von den Partisanen gefassten Mörder und steht schließlich vor einer Pfütze, in der ein Hitler-Portrait mit der Aufschrift "Hitler - der Befreier" liegt. Fljora hebt sein Gewehr und schießt auf das Bild. Assoziativ hierzu laufen in 'Rückblende' Dokumentaraufnahmen von Hitlers Biografie. Als diese bei Hitler als Kind in den Armen seiner Mutter angekommen sind, hält Fljora inne und lässt das Gewehr sinken. Auf Kinder schießen wie die Faschisten will er nicht.
"Handlungsdramaturgisch ist das Modell des Bildungsromans benutzt und ins Gegenteil verkehrt. Die Stationen, die wir mit dem Jungen innerhalb einer kurzen Zeitspanne erleben, sind Stationen der Zerstörung. Erwachsensein ist kein Ergebnis von Reife durch Bildung, sondern des Durchstehens des Entsetzlichen. Der Terror ist immer plötzlich da und dann andauernd: Fast schmerzhaft überfallen die Bilder des Schreckens auch den Zuschauer." (Knut Hickethier, epd Film 6/ 87)
Pressezitate:
"KOMM UND SIEH von Elem Klimow schildert in einer ungewöhnlich realistischen und zugleich poetischen Filmsprache die Odyssee eines 12-jährigen russischen Jungen im Zweiten Weltkrieg. Eine unversöhnliche Erinnerung, die nicht ganz frei von Hass, sich letzten Endes aber als menschlich erweist.“
(tip 10/87)
"Der russische Regisseur Elem Klimow (ABSCHIED VON MATJORA) macht das Grauen mit aufwühlenden Bildern deutlich.“
(TV Spielfilm)
"Die Bilder des Films, ihre Wucht, mit der sie den Betrachter überwältigen, wirken wie grelle Blitze und brennen sich ins Gedächtnis ein. Obwohl sich die Frage aufdrängt, ob das Nicht-Fassbare und Ensetzliche mit künstlerischen Mitteln nachvollziehbar ist, bleibt der Film ein notwendiger Beitrag sich mit dem hierzulande immer noch verschwiegenen schrecklichen Geschehnissen auseinanderzusetzen.“
(Begründung der Jury der Evangelischen Filmarbeit, in: medien praktisch 3/97)