Kleine Revolte
Originaltitel: Pequeña RevanchaVenezuela, 1985
Regie: Olegario Barrera
Drehbuch: Olegario Barrera, Laura Antillano, nach der Erzählung "Der Aufsatz" von Antonio Skarmeta
Kamera: Alfredo J. Anzola, Carlos Briceño, Jorge Naranjo
Musik: Alfonso Montes, Irina Kircher
Darsteller*innen: Eduardo Emiro García, Elisa Escamez, Carlos Sánchez, Pedro Durán, Carmencita Padrón
Produktion: Cine Seis Occho C.A.
BJF-Empfehlung: ab 10 Jahren, FSK: ab 6 freigegeben
Länge: 93 Minuten
Spielfilm, Farbe
Pedro, ein zwölfjähriger Junge, lebt in einer kleinen Stadt irgendwo in Lateinamerika. Dort herrscht eine Militärdiktatur. Pedro hat einen Hund, Rocky, und einen erwachsenen Freund, Gustavo, der Autos repariert. Und er hat bereits eine Freundin, Matilde, die ihn schon um den ersten Kuss gebeten hat.
Die Auswirkungen der Militärdiktatur machen sich auch im Dorf bemerkbar. Abends hört die Familie zusammen mit Freunden immer einen verbotenen Radiosender, der über das Verschwinden von Oppositionellen und den wachsenden Widerstand der Bevölkerung berichtet. Aber sobald Pedro Fragen stellt, wird er zurechtgewiesen, denn alle halten ihn noch für zu jung.
Eines Tages wird Pedros Hund absichtlich von Soldaten überfahren und sein Freund Gustavo sieht sich gezwungen, zusammen mit seiner Frau Judith aus dem Dorf zu fliehen. Von da an ist auch Pedro ein 'Regimegegner' und er beschließt, zusammen mit seinen Freunden Rache zu nehmen. Da befiehlt die Armee auf der Suche nach Widerstandskämpfern den Kindern in der Schule, einen Aufsatz zum Thema zu schreiben: "Was meine Familie abends macht".
"Die KLEINE REVOLTE beschreibt das Leben in einer Militärdiktatur aus der Sicht von Kindern, ohne die der Erwachsenen aus dem Blick zu verlieren. Er räumt mit dem Vorurteil auf, dass Kinder von Politik nichts verstehen, sondern zeigt, dass diese ihren eigenen, mehr gefühlsmäßigen als rationalen Zugang zu politischen Ereignissen finden können. Indem die Welt der Erwachsenen die der Kinder entgegengesetzt wird, zeigt sich, dass es zwischen beiden durchaus Entsprechungen gibt, übrigens nicht nur auf politischer Ebene." (EZEF Arbeitshilfe Nr. 55)
Pressezitate:
"Der Film ist sehr real, aber es ist doch reine Fiktion, die Geschichte könnte überall geschehen ... auch in demokratischen Ländern und kommunistischen Ländern und Ländern unter einer Dikatur. Es gibt überall Unterdrückung und überall wirken Mechanismen, die die Menschen konform machen wollen (...). Ich glaube, dass die Geschichte des Films überall gültig ist.”
(Der Produzent und Kameramann des Films, Alfredo J. Anzola zitiert in: KJK-Video-Empfehlungen 1994)
"Die Faszination des Films entsteht nicht zuletzt aufgrund der authentischen Atmosphäre. Diese hat der Regisseur durch die Beteiligung der Kinder und die Einbeziehung ihrer Lebenswelt in das Konzept und die Realisation des Films zustandegebracht: Die Kinder leben auch in der Realität in dem Dorf, das der Schauplatz des Films ist, und sie haben wesentlich am Drehbuch mitgewirkt. Dadurch gelingt es, in überzeugender Weise zu zeigen, wie Kinder Terror, Ungerechtigkeit und Leid wahrnehmen. Wie sie ohne genaue Kenntnisse der politischen Verhältnisse aus der Ohnmacht gegenüber Willkür solidarisches und fantasievolles Verhalten entwickeln, macht Mut. Die KLEINE REVOLTE ist ein Film für Erwachsene und Kinder (ab acht Jahren)."
(Begründung der Jury der Evangelischen Filmarbeit in medien praktisch 4/88)