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Filme für Kinder und Jugendliche
BJF-Clubfilmothek

Morgen in Alabama

Bundesrepublik Deutschland, 1983
Regie: Norbert Kückelmann
Drehbuch: Norbert Kückelmann, Thomas Petz, Dagmar Kekule
Kamera: Jürgen Jürges, Renato Fortunato
Musik: Markus Urchs
Darsteller*innen: Maximilian Schell, Lena Stolze, Robert Aldini, Wolfgang Kieling, Kathrin Ackermann
Produktion: Pro-ject, FFAT, Rübezahl
BJF-Empfehlung: ab 12 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben (besonders wertvoll)
Länge: 125 Minuten
Spielfilm, Farbe


"Noch sind wir Trommeln in der Nacht. Aber die Zeit wird kommen, wir werden Zeichen setzen - gestern in Paris oder Bologna, heute in Rom oder Amsterdam, morgen in Alabama." - Rechtsextremismus gestern und heute:
Bei einer politischen Veranstaltung will ein junger Mann ein Zeichen setzen und schießt mit einer Pistole in die Luft. Er wird verhaftet und verhört. Rechtsanwalt Landau übernimmt die Pflichtverteidigung von Werner Kranz. Der Anwalt erreicht die Freilassung seines Mandanten aus der Untersuchungshaft, der kurz darauf untertaucht. Der Anwalt beginnt zu recherchieren und möchte wissen, wer dieser Kranz eigentlich ist. Wie sich herausstellt, ist Kranz gar nicht der wirre Einzelgänger, für den er gehalten wird. Vielmehr findet Landau Hinweise darauf, dass sein Mandant Mitglied einer rechtsradikalen Wehrsportgruppe ist. Vor Gericht wird aus dem Strafverteidiger ein Ankläger, doch die gefundenen Beweismittel reichen nicht aus, um Kranz zu verurteilen. Er wird freigesprochen. Bald darauf richtet eine Bombe ein Blutbad an ...

MORGEN IN ALABAMA entstand nach dem Bombenattentat auf Besucher des Münchner Oktoberfestes. Der Film hat seitdem nichts von seiner Brisanz verloren - im Gegenteil, er ist heute im gesamtdeutschen Rahmen mindestens so aktuell, wie vor siebzehn Jahren. Regisseur Kückelmann, von Beruf auch Rechtsanwalt, trifft in seinem Film keine voreiligen Schuldzuweisungen, sondern stellt Fragen wie diese: Was macht die Rechtsradikalen-Szene für Jugendliche so attraktiv? Wie reagieren Bekannte und Verwandte auf einen Neonazi in ihrer Mitte? Welche Möglichkeiten haben Polizei und Justiz, das Problem zu lösen? Die Antworten müssen sich Zuschauerinnen und Zuschauer selber suchen - vielleicht in ihrer eigenen Umgebung.

Auszeichnungen: Berlin 1984, "Silberner Bär": Norbert Kücklelmann für gelungene filmische Darstellung , eines akuten Problems unserer Zeit

Pressezitate:
"Versuch eines deutschen Politthrillers, der differenziert und kenntnisreich das Verhältnis von individueller Schuld und staatlichem Justizsystem und den ungenügenden Mitteln der Beweisermittlung und -führung darstellt. Das Bestreben des Films, seine Thesen kinogerecht aufzubereiten, fällt indes unbeholfen und klischeebeladen aus. Vor allem die Verbindung zwischen den beruflichen und privaten Problemen des Helden wirkt überfrachtet und nimmt dem Thema einiges an Brisanz."
(Lexikon des internationalen Films)

"Morgen in Alabama packt ein brandheißes Thema an und gehört nicht nur in die Kions, sondern auch in die Schulen und Jugendheime, ein Film, der sich lohnend mit der düsteren Wolke aus Hass und Gewalt beschäftigt, die über Deutschland aufzieht. Ein Film, der bei strengerer dramaturgischer Handhabung zum Politthriller der achtziger Jahre geworden wäre.“
(Tip 6/84)

 

Gefördert von

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V.