Langer Gang
Deutschland, 1992Regie: Yilmaz Arslan
Drehbuch: Yilmaz Arslan
Kamera: Izzet Akkay
Musik: Ralf Gräf
Darsteller*innen: Nina Kunzendorf, Dieter Resch, Martin Seeger, Marco Neumeier, Tarik Senouci
Produktion: Ö-Film, Berlin
BJF-Empfehlung: ab 16 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben
Länge: 80 Minuten
Spielfilm, Farbe
Kunstvoll dreht sich ein junger Mann eine Zigarette - mit den Füßen. Seine Hände sind contergangeschädigt. Ein türkisches Mädchen im Rollstuhl erlebt die Zwänge ihrer Kultur, die ihr nicht erlauben, ihr Leben und ihre Liebe selbst zu bestimmen.
Der Spastiker Martin lernt auf seinen nächtlichen Fahrten durch die langen Gänge des Rehabilitationszentrums für Kinder und Jugendliche ein ebenfalls behindertes Mädchen kennen. Die beiden versuchen miteinander zu schlafen, doch es klappt nicht. Am nächsten Tag wird der Junge von einem anderen Heimbewohner wortlos im Aufzug vergewaltigt.
Die behinderten Jugendlichen zwischen den sterilen Wänden des Reha-Zentrums suchen Nähe, Wärme und Selbstbestimmung. Ihre Wünsche und Träume finden im Alltag des Heimes nicht statt. Alle medizinische und technische Perfektion, die Freizeit- und Bildungsangebote der Pädagogen und Psychologen können daran nichts ändern.
"Mit fast dokumentarischer Qualität beschreibt Yilmaz Arslan das Ghetto der Schwerbehinderten und spart auch Sexualität und Gewalt nicht aus." (Bodo Schönfelder, Saarbrücker Zeitung)
Auszeichnungen: LANGER GANG gewann 1992 Preise bei den Festivals in San Sebastian und Rotterdam, wurde 1993 zum Bundesfilmpreis nominiert und im selben Jahr beim Internationalen Jugendfilmfest ausgezeichnet.
Pressezitate:
"Und doch ist der Film ein kleines Wunder am Rande des großen Kinos. Er besticht durch seine Achtung vor den Figuren und ihren Schicksalen, vor allem aber, und das ist hier noch entscheidender, durch seine Hochachtung vor dem Zuschauer: Er macht ihn nie zum Voyeur und das, obwohl alle Schauspieler schwer körperlich behindert sind.”
(Angela Schmitt-Gläser, Frankfurt Rundschau 25.9.93)
"Der Begriff der Behinderung und die Distanz zum Fremden werden im Langen Gang zum schwierigen Weg der Nähe."
(medien praktisch 4/93)
"Der Film erhält den Hauptpreis wegen seiner Ehrlichkeit, dem Mut und der filmischen Frische, mit der sich der Film einer Gruppe von Behinderten nähert."
(Begründung der Jury Filmfest San Sebastian)