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Filme für Kinder und Jugendliche
BJF-Clubfilmothek

Der Läufer

Originaltitel: Davandeh
Iran, 1984
Regie: Amir Naderi
Drehbuch: Amir Naderi, Behrouz Gharibpour
Kamera: Firouz Malekzadeh
Darsteller*innen: Majid Niroumand, Musa Torkizadeh, Abbas Nazeri, Ali Reza Gholamzadeh
Produktion: Institut für die geistige Entwicklung von Kindern und jungen Erwachsenen, Teheran
BJF-Empfehlung: ab 12 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben
Länge: 94 Minuten
Spielfilm, Farbe


Der Waisenjunge Amiro lebt in einem verrosteten Schiffswrack in einer iranischen Küstenstadt. Amiro muss sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Er sucht Verwertbares auf Abfalldeponien und Schrottplätzen, verdingt sich am Hafen als Schuhputzer und fischt Flaschen aus dem Meer, in dem es von Haien nur so wimmelt. Seine Freizeit verbringt er mit anderen elternlosen Kindern. Sie spielen Fußball oder rennen um die Wette hinter Zügen her. Amiro tut sich mit seiner Hartnäckigkeit und Schnelligkeit hervor. Er ist besessen von allem, was sich schnell bewegt - Züge, Schiffe und Flugzeuge. Obwohl Amiro weder lesen noch schreiben kann, kauft er sich von seinen kargen Einkünften westliche Zeitschriften mit Hochglanzfotos aus einer für ihn unerreichbaren Welt. Schließlich erkennt Amiro, dass er seine Lage nur verbessern kann, wenn er einen Beruf ergreift. Von nun an läuft der Junge auf eine andere Art um sein Leben: Wenn es für den Zwölfjährigen auch schon fast zu spät ist, besucht er dennoch die Abendschule.

DER LÄUFER besticht durch eine stringent erzählte, ganz einfache Geschichte ... Außerdem hat Regisseur Naderi ein ausgeprägtes Gespür für sinnliches Erzählen, ein Erzählen in Bildern, die an manchen Stellen an Klassiker des Neorealismus erinnern. (nach: Reinhard Kleber, KJK 48/ 91)

Pressezitate:
"Ein Film der visuellen Strenge, mit Einstellungen, die gleichzeitig nüchtern und genau ausgearbeitet erscheinen.”
(Libération)

"Kein dramaturgischer Schnörkel, der als Kompromiss an die Mainstream- Sehgewohnheiten eingestuft werden müsste, verschleiert die Klarheit der Bilder, in denen sich die Kernfragen des Lebens im Iran spiegeln.”
(zoom)

"Mit fast dokumentarischer Strenge beobachtet Naderi seinen kleinen Protagonisten, der einem, wie alle übrigen Mitwirkenden, nie als Schauspieler entgegentritt. Dialoge und zwischenmenschliche Kommunikation finden nur ganz selten statt, sind auf die alltäglichen Verrichtungen beschränkt."
(filmecho/filmwoche 18/98)

"DER LÄUFER erzählt von unerhörtem Leiden, aber er klagt nicht an. Im Farb-Mangel eines Hungerlebens, das sich von der blendenden Weiße des Traumschiffs absetzt, verrät sich eine subtile Ästhetik, die ihr Ziel noch hartnäckiger verfolgt, als der kleine, aber sich selbst unerbittlich vorwärtspeitschende Läufer."
(FR 1.6.99)

"Trotz einiger formaler Mängel ein außergewöhnliches Dokument, das Einblicke in den Alltag im Iran bietet und entgegen der Heilsversprechungen der neuen Machthaber deutlich Elend und Armut abbildet, wobei der Film nicht durch offene Kritik angreifbar wird."
(Lexikon des internationalen Films)

 

Gefördert von

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V.