Fahrraddiebe
Originaltitel: Ladri di bicicletteItalien, 1948
Regie: Vittorio de Sica
Drehbuch: Cesare Zavattini, Vittorio de Sica, nach einem Roman von Luigi Bartoloni
Kamera: Carlo Montuori
Musik: Alessandro Cicognini
Darsteller*innen: Lamperto Maggiorani, Enzo Stoiola, Lianella Carell
Produktion: Vittorio de Sica für P.D.S.
BJF-Empfehlung: ab 12 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben (wertvoll)
Länge: 88 Minuten
Spielfilm, s/w
Rom 1947. Antonio Ricci hat nach langer Arbeitslosigkeit endlich eine Stelle als Plakatankleber gefunden. Dafür braucht er sein Fahrrad, das längst im Leihhaus gelandet ist. Mit dem letzten Besitz der Familie wird es wieder eingelöst, Ricci kann endlich loslegen. Doch schon nach kurzer Zeit stiehlt man ihm das Fahrrad. Vergeblich sucht er Hilfe bei seinen Freunden, verzweifelt streift er am nächsten Tag mit Bruno, seinem kleinen Sohn, durch die Stadt und sucht nach seinem Rad. Als er den Dieb tatsächlich entdeckt, kann er ihm aber nichts beweisen. Schließlich schickt Antonio seinen Sohn nach Hause - und stiehlt in seiner Verzweiflung selbst ein Fahrrad. Doch er wird auf frischer Tat ertappt und gestellt. Bruno hat aus der Entfernung gesehen, wie sein Vater zum Dieb geworden ist ...
"De Sica drehte seinen Film mit Laien auf den Straßen von Rom. Er gewann dadurch für seine geradlinige Fabel Spontaneität und Authentizität. Die Suche Antonios nach seinem Fahrrad bot zudem die Möglichkeit, eine Fülle von Schauplätzen und Situationen überzeugend in die Handlung zu integrieren; so entstand zwanglos und wie zufällig ein breites Panorama italienischer Wirklichkeit aus jenen Tagen. Außerdem bietet der Film eine psychologische Studie über das Verhältnis zwischen Vater und Sohn." (Reclams Filmführer)
Auszeichnungen: Oscar 1949, "Ehren Oscar" für Vittorio de Sica
Pressezitate:
“Die an sich banale und spannungsarme Geschichte wird mit großer Eindringlichkeit erzählt, dem sprechenden Bild (...) kommt die stärkste Wirkung zu. Die präzise Beobachtung und Beschreibung des privaten Schicksals Riccis vermitteln zugleich ein konkretes Gesamtbild der soziologischen Situation.”
(Fahrraddiebe, LFD-Filmblätter 1138)
„Fahrraddiebe ... verkörpert den Neo-Realismus im italienischen Nachkriegsfilm in Reinkultur. De Sica drehte den Film ausschließlich an Originalschauplätzen in den Armenvierteln von Rom und nur mit Laienschauspielern.“
(tip 16/80)
„Zu der schwierigen Vater-Sohn-Beziehung, die Vittorio de Sica in seinem Film zeigt, schrieb der französische Filmkritiker André Bazin nach der Uraufführung des Films 1948: ‚Dieses Abenteuer wird einen entscheidenden Abschnitt in der Beziehung zwischen Vater und dem Kind markieren, etwas wie eine Pubertät.
Der Mann ist bis dahin ein Gott für seinen Sohn; ihr Verhältnis steht unter dem Zeichen der Bewunderung. Die Geste des Vaters hat es aufs Spiel gesetzt. Die Tränen, die sie vergießen, nebeneinander gehend, sind die Verzweifung über ein verlorenes Paradies. Aber das Kind kehrt zum Vater zurück, durch seine Erniedrigung hindurch, es will ihn jetzt bleiben wie einen Menschen, trotz seiner Schande. Die Hand, die es in die seine gleiten läßt ist die Geste, die das Verhältnis zwischen einem Vater und einem Sohn markieren kann; diejenige, die sie zu Gleichen macht‘.“
(Goldener Spatz 1995)