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Filme für Kinder und Jugendliche
BJF-Clubfilmothek

Freiheit ist ein Paradies

Originaltitel: S.E.R. (Swoboda eto raj)
UdSSR, 1989
Regie: Sergej Bodrow
Drehbuch: Sergej Bodrow
Kamera: Juri Schirtladse
Musik: Alexander Raskatow
Darsteller*innen: Wolodja Kosyrev, Alexander Bruejew, Swetlana Gajtan, Vitautas Tomkus
Produktion: Mosfilm, Gruppe 'Ritm'
BJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben
Länge: 76 Minuten
Spielfilm, Farbe


Der 13-jährige Sascha lebt in einem Heim für schwer erziehbare Kinder in Alma Ata, Kasachstan, im Süden der Sowjetunion. Seine Mutter ist tot, sein Vater, den er nie gesehen hat, im Gefängnis. Sascha hat einen unstillbaren Durst nach Freiheit. Auf seiner Hand sind die Buchstaben S.E.R. eintätowiert, die für 'Svoboda et raj' stehen: Freiheit ist ein Paradies. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit läuft er davon, aber alle Fluchtversuche enden wieder im Heim. Dort warten schon seine Kameraden auf ihn, um ihm die Strafe heimzuzahlen, die sie wegen seiner Ausbruchsversuche verbüßen müssen. Eines Tages erfährt Sascha durch Zufall die Adresse des Gefängnisses, in dem sein Vater lebt. Bei seiner nächsten Flucht weiß der Junge genau, wohin er will. Wochenlang schlägt er sich durch, bis er am Ziel ist, in einem Straflager ganz weit im Norden des Landes. Der Kommandant erlaubt ihm nach einigem Zögern, die Nacht bei seinem Vater verbringen zu dürfen. Obwohl sie nur mühsam zueinander finden, gelingt es Sascha, seinem Vater ein wenig Hoffnung zu machen auf ein Leben in Freiheit. Und auch Sascha, der am Morgen von der Polizei zurück ins Heim gebracht wird, weiß, dass seine Reise nicht umsonst war.

"Ohne einen Meter Film zu verschwenden, kurz, konzentriert und präzise zeichnet FREIHEIT IST EIN PARADIES die Geschichte von Sascha in der Form eines Road-Movies nach, als eine Bewegung, die von einem Gefängnis zum anderen zielt und dazwischen ein Land in der Krise zeigt." (film-dienst 10/ 91)

"Bodrows Perspektive ergibt sich aus der Umkehrung all dessen, was er uns lakonisch und in undramatischen Bildern an sowjetischer Trostlosigkeit zeigt: Gitter, Stacheldraht und Gewalt, Armut, Lieblosigkeit und Sex gegen Dollar. Und eine allgemeine gesellschaftliche Entsolidarisierung - jeder denkt nur an sich." (epd Film 6/ 90)

Pressezitate:
“Ohne einen Meter Film zu verschwenden, kurz, konzentriert und präzise zeichnet Freiheit ist ein Paradies die Geschichte von Sascha in der Form eines Road-Movies nach, als eine Bewegung, die von einem Gefängnis zum anderen zielt und dazwischen ein Land in der Krise zeigt.”
(film-dienst 10/1991)

“Freiheit ist ein Paradies ist ein Botschafter des wiedergeborenen sowjetischen Films (...) Sergejs einsame Reise durch die veränderten Landschaften in einer Welt der Gleichgültigkeit, seine Odyssee von der Erziehungsanstalt im Süden zum Straflager im Norden, wird mit Klarheit , Strenge und ganz ohne Pathos erzählt.”
(FAZ, 21.2.1990 )

„Ein stummer Film über weite Strecken, fast so lakonisch wie die Arbeiten des Finnen Aki Kaurismäki: zugleich die Reise eines Einsamen durch die Einsamkeit.“
(FRANKFURTER RUNDSCHAU, WOLFRAM SCHÜTTE, 19.2.90)

„Ein Meisterwerk, gegen das de Sicas Fahrraddiebe anmuten wie ein Hort der Humanität (...) Ein wundervoller Film, (...) lebend ganz aus der Gebärde der Menschen und Bilder, nicht aus der Sprache, die bekanntlich trügt (...) Ein Anzeichen für die machtvoll wiedererwachende Filmkunst.“
(Sebastian Feldmann, Rheinische Post, 21.2.90)

„ (...) Der Film ist eine Reise durch die sowjetische Wirklichkeit, in der trotz Perestroika die alten Gefängnisstrukturen immer noch andauern und eine gesellschaftliche Entsolidarisierung wenig Raum für einen Neubeginn lässt. Einsamkeit, Kälte und Trostlosigkeit beherrschen die Atmosphäre der Bilder, und es gibt für Sascha keinen Ort, an dem er zu Hause sein könnte. Die Melancholie des Road-Movie, in dem es immer nur Stationen, aber keine festen Aufenthalte gibt, durchzieht den Film, der die beschwerliche Reise der sowjetischen Gesellschaft in eine ungewissen Zukunft zeigt.“
(aus: Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt: Film des Monats Juli 1990)

 

Gefördert von

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V.