Hush-a-bye, Baby
Nordirland, 1990Regie: Margo Harkin
Drehbuch: Stephanie English, Margo Harkin
Kamera: Breffini Byrne
Musik: Sinéad O'Connor
Darsteller*innen: Emer McCourt, Michael Liebmann, Cathy Casey, Sinéad O'Connor
Produktion: Derry Films and Video Workshop
BJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben
Länge: 72, Minuten
Spielfilm, Farbe
1984 in einer nordirischen Kleinstadt: Die 15-jährige Goretti besucht die Klosterschule, tobt sich bei Aerobic und Disco-Dancing aus und albert ausgelassen mit ihren Freundinnen hinter den Jungs her. Zuhause in einer katholischen Arbeitersiedlung herrscht ein normales, konservatives Familienleben. Der Bürgerkrieg in den Straßen ist ein lästiges, aber längst alltäglich gewordenes Übel.
Das unbeschwerte Dasein ist nicht von Dauer: Goretti verliebt sich in den gleichaltrigen Ciaran und entdeckt später, dass sie von ihm schwanger ist. Bevor sie mit Ciaran reden kann, wird er als mutmaßlicher IRA-Sympathisant von den britischen Besatzungssoldaten verhaftet. Goretti steht alleine da, inmitten der gnadenlosen Anti-Abtreibungsideologie der Gesellschaft hilflos ihren Angstvisionen ausgeliefert. Das Versteckspiel vor Eltern, Schule und Kirche wird bald unerträglich, zumal sie mit niemandem über ihre qualvolle Situation reden kann. Nach halbherzigen Abtreibungsversuchen mit Rhizinus und heißen Bädern geht es ihr nur noch schlechter. Als sie endlich Ciaran im Gefängnis besuchen darf, ist er ihr wahrlich keine Stütze: "Als ob ich nicht schon genug Ärger hätte!" Trost findet Goretti nur bei einer Freundin ...
HUSH-A-BYE, BABY erzählt diese ernste Geschichte mit überraschend frischem Humor und ohne erhobenen Zeigefinger. Der erste Spielfilm der nordirischen Regisseurin Margo Harkin basiert auf einem authentischen Fall aus dem Jahre 1984, der heute leider ebenso aktuell ist wie damals.
Auszeichnungen: Locarno 1990, "Bronzener Leopard" für die darstellerische Leistung: Emer McCourt
Pressezitate:
“Hush-a-bye-Baby ist ein handwerklich gelungener Film mit sehr guten Schauspielern, unter ihnen auch Sinéad O’Connor, die zudem für den Soundtrack sorgte.”
(Himmerich Live 8/92)
“Ein unabhängig produzierter Erstlingsfilm, der von der authentischen Beschreibung des Milieus und der Jugendlichen lebt. Ebenso eindringlich wie einfühlsam plädiert er für ein offenes Gespräch über innere Nöte und Ängste und eine Neubewertung menschlicher und religiöser Wertmaßstäbe.”
(film-dienst 16/91)
"Ein unabhängig produzierter Erstlingsfilm, der von der authentischen Beschreibung des Milieus und der Jugendlichen lebt. Ebenso eindringlich wie einfühlsam plädiert er für ein offenes Gespräch über innere Nöte und Ängste und eine Neubewertung menschlicher und religiöser Wertmaßstäbe."
(Preis der Ökumenischen Jury in Locarno 1990)
Lexikon des internationalen Films 2000/2001 (CD-ROM)
„Der Film basiert auf authentischen Begebenheiten aus dem Jahr 1984, darunter der Fall einer 15-jährigen Schülerin, die bei der Geburt ihres Kindes auf einem Acker verblutet. Der Film hat (...) nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil wurde die Abtreibungsdebatte in Irland selten so hitzig geführt wie in jüngster Vergangenheit. (...) Es ist dem Film hoch anzurechnen, dass er seine Geschichte vor dem Hintergrund dieser humorlosen Problematik mit so viel Frische und ohne didaktischen Zeigefinger zu erzählen weiß.“
(epd Film 8/92)