Ein Engel an meiner Tafel
Originaltitel: An Angel at my TableNeuseeland, 1990
Regie: Jane Campion
Drehbuch: Laura Jones, nach den Autobiographien von Janet Frame
Kamera: Stuart Dryburgh
Musik: Don McGlashan, Peter Tschaikowskij, Franz Schubert
Darsteller*innen: Kerry Fox, Alexia Keogh, Karen Fergusson, Iris Churn, K.L. Wilson, William Brandt
Produktion: Hibiscus Film Ltd/ New Zealand Film Commission/ Television New Zealand/ ABC/ Channel 4
BJF-Empfehlung: ab 16 Jahren, FSK: ab 16 freigegeben
Länge: 158 Minuten
Spielfilm, Farbe
Janet Frame, 1924 geboren und Neuseelands populärste Schriftstellerin, ist eine lebende Legende der englischsprachigen Literatur. Der Film erzählt in Form einer Trilogie die außergewöhnliche Lebensgeschichte dieser Frau.
In ihrer Kindheit entdeckt Janet die Geheimnisse des Lebens, ihre Freude am Geschichtenerzählen, die Macht der Sprache. Sie beginnt zu schreiben. Tragische Ereignisse in der Familie konfrontieren sie schon früh mit den Härten des Lebens. Sie zieht sich schließlich zurück, isoliert sich und entwickelt ihre eigene Art der Kommunikation mit der Welt: die Poesie. An der Universität verstärken sich ihre Probleme. Ihre Schüchternheit, ihre Sensibilität und Verletzlichkeit bewirken, dass sie auch hier am Rande steht. Ein von ihr bewunderter Lehrer bietet seine Hilfe an, doch statt ihr die nötige Zuneigung zu gewähren, sorgt er dafür, dass sie als vermeintlich Schizophrene nach einem Selbstmordversuch in eine Nervenklinik eingeliefert wird. Ein Literaturpreis, den sie für ihre erste Gedichtesammlung erhält, rettet sie nach gut 200 qualvoll erlebten Elektroschockbehandlungen vor der drohenden, definitiven Gehirnoperation. Sie verlässt das Krankenhaus und schreibt ihren ersten Roman.
Während einer Europareise und Aufenthalten in London und Ibiza lernt sie das Leben der 50er-Jahre-Avantgarde kennen. Sie erlebt ihre erste Liebesgeschichte und wird ungewollt schwanger. Zurückgekehrt nach Neuseeland lebt sie als Schriftstellerin.
"Jane Campion hat keine Künstlerbiographie verfilmt, sie behandelt ihre Protagonistin als fiktive Gestalt, um einen Menschen zu portraitieren, der die Gebrauchsanleitung zum Leben nicht findet, der die Normalität meidet und sich doch nach ihr sehnt. Das Schreiben nur hilft Janet Frame überleben. In Jane Campions Film begegnet uns Poesie gegenständlich, farbig, sichtbar, konkret, nicht geistig fern." (Christoph Terhechte, Tip 11/ 91)
Auszeichnungen: Venedig 1990, Spezialpreis der Jury
Pressezitate:
“Campion gelingt es, das Gezeigte so zu inszenieren, dass die Fülle des Nicht-Gezeigten ihre Wärme in uns ausbreitet. In raren Glücksmomenten lässt der Engel sich an der Tafel der Menschen nieder.”
(Christiane v. Wahlert, AV-Mediendienst)
“Campion zeigt, dass sie eine jener seltenen Künstler ist, die wie Ford oder Renoir, aus einer Mischung von Intuition und Entschlossenheit, eine absolute Meisterschaft über die komplexe Kunst des Kinofilms erreichen.”
(The Sunday Times)
“Die Autobiographie der Janet Frame und ihre Verfilmung sind ein gelungenes Plädoyer für das Recht auf einen eigenen Lebensentwurf, der sich den gesellschaftlichen Normen und verordneten Verhaltensweisen nicht unterwirft.“
(aus: Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt)
„Während ich meine Autobiographie schrieb, merkte ich, obwohl ich mich streng an die Wahrheit gehalten habe, dass meine Geschichte eine fiktive Form annimmt. Ab un d zu murmelte ich die Platitüde vor mich hin: Mein Leben war ein Roman.“ (Janet Frame)
„... die darstellerische Leistungen könnten nicht besser sein ... frisch und überraschend.“
(The Observer)