Ist es leicht, jung zu sein?
Originaltitel: Vai vegli but jaunam?UdSSR, 1986
Regie: Juris Podnieks
Drehbuch: Abrams Klezkins, Jevgenij Margolins
Kamera: Kalvis Zalcmanis
Musik: M. Brouns
Produktion: Rizhskaya Film Studios, Studio Riga
BJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben
Länge: 84 Minuten
Dokumentarfilm, s/w
Nach einem Rockkonzert in einer lettischen Kleinstadt demolieren etwa 150 Jugendliche zwei Eisenbahnwaggons. Sieben der Beteiligten werden von den Ordnungshütern wahllos herausgegriffen, vor Gericht gestellt und zu unverhältnismäßig hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Mit diesem Musterprozess wollte die Obrigkeit ein abschreckendes Beispiel in den beginnenden Zeiten von Glasnost und Perestroika setzen.
Juris Podnieks hat mit den Verurteilten und mit vielen anderen Besuchern des Rockkonzerts gesprochen und sie nach den tiefer liegenden Motiven des spontanen Vandalismus befragt. Entstanden sind dabei sieben differenzierte Portraits von Jugendlichen, die bereitwillig Auskunft geben über ihre Ideale, ihre Träume und Lebensperspektiven und ihre Meinung von sich selbst und der Gesellschaft.
Der Film ist nicht nur ein (inzwischen historisches) Zeitdokument über das Aufbegehren und die Enttäuschung einer ganzen Generation in der sich voll im Umbruch befindlichen sowjetischen Gesellschaft. In den Aussagen der Jugendlichen klingen auch Generationskonflikte an, die in ihrer Allgemeingültigkeit weit über die ehemalige Sowjetunion hinausgehen.
Pressezitate:
“IST ES LEICHT JUNG ZU SEIN? ist ein ungeschminkter, ausgesprochen informativer Film, in dem es keine Kommentare gibt. Hier kommen ausschließlich Jugendliche im Original-Ton zu Wort. “
(Generalanzeiger Bonn, 7.5.88)
“IST ES LEICHT JUNG ZU SEIN? ist ein spannender Film, weil er keine Lösungen parat hält. Er ist auf der permanenten Suche nach möglichen Lebenswegen und Sackgassen, er demonstriert Jugend - so wie sie ist - und kein sozialtherapeutisches Gewäsch oder Politikergequassel. (...) Eine Meditation über den Sinn von Jugend, ihre Hoffnung, Ängste und Unwissenheit, ohne jedes Pathos, das bislang immer den sowjetischen Film ‘auszeichnete’.”
(taz, 5.5.88)
"Der Dokumentarfilm verzichtet auf einen durchgehenden Kommentar. Was ihn vor ähnlichen Filmen im Westen auszeichnet, ist seine ungebrochene humanistische Grundhaltung. Sie ist die Leitplanke, an der entlang Juris Podnieks die Bilder der von ihm ausgewählten jungen Sowjetbürger und das, was sie über sich selbst zu sagen haben, montiert hat. Sie gibt seinem Film den Pulsschlag, Leben und Wärme.“
(Mathes Rehder, Hamburger Abendblatt, 9. Juni 1988)
"Ein anstrengender Film, aber spannend. Auch weil er ein Stück sowjetischer Realität zeigt, die vorher noch nie zu sehen war.“
(Stern TV 18.8.88)