Riff-Raff
Großbritannien, 1991Regie: Ken Loach
Drehbuch: Bill Jesse
Kamera: Barry Ackroyd
Musik: Steward Copeland
Darsteller*innen: Robert Carlyle, Emer McCourt, Jimmy Coleman, George Moss, Ricky Tomlinson, David Finch
Produktion: Parallax Picture Prod. für Channel Four
BJF-Empfehlung: ab 16 Jahren, FSK: ab 16 freigegeben
Länge: 94 Minuten
Spielfilm, Farbe
Stevie, ein junger Schotte, versucht in London nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wieder Fuß zu fassen. Er landet auf einer Baustelle und findet sich in einem Schmelztiegel englischer 'Underdogs' wieder. Schotten und Liverpooler, Schwarzafrikaner und Cockney-Neger, Londoner und Bristoler sind an diesem im doppelten Sinn ungesicherten Arbeitsplatz den Folgen eines gnadenlos darwinistischen Wirtschaftssystems ausgeliefert und suchen das kleine Glück in der Solidarität, der flüchtigen Liebe, in der Kneipe und der Auflehnung. Dieser Mikrokosmos, der einen Teil von Thatcher-England witzig-makaber widerspiegelt, wird zum Dreh- und Angelpunkt des bissig-komödiantischen Portraits einer kaputten Gesellschaft.
"Loach erzählt die von überzeugenden Darstellern getragene Geschichte ohne Wehmut, vielmehr mit bösem Witz und Biss. Dadurch gelingt ihm das Kunststück, den Zuschauer nicht nur für die Belange der kleinen geschundenen Leute zu interessieren, sondern ihn darüber hinaus mit einer tiefen Trauer über das Zerplatzen ihrer winzig gewordenen Träume zu erfüllen. Der Griff nach den Sternen gehört längst der Vergangenheit an, die Träume britischer Arbeiter, die einmal in Richtung Bürgertum ausgerichtet waren, sind in beinahe unerträglichem Maß geschrumpft ... Ohne mit politischen Statements aufzuwarten, ist Loachs Werk ein höchst politischer Film, der vom Niedergang erzählt, seinen Zuschauern jedoch die Lust auf das Lachen und das Leben nicht verleiden will." (Hans Messias, film-dienst 26/ 91)
Auszeichnungen: Felix 1991, Bester Film
Pressezitate:
"Eine grimmige, aber von großer Sympathie für die Protagonisten getragene Komödie über den Niedergang der britischen Arbeiterklasse. Eine Momentaufnahme aus scheinbar hoffnungslosen Zeiten, die überzeugend dafür argumentiert, gerade jetzt nicht aufzugeben."
(Lexikon des internationalen Films)
„Ken Loach, der sich mit parteiischen Arbeiterfilmen und realistischen Sozialdramen einen Ruf als genauer und kompromissloser Beobachter der englischen Gesellschaft erworben hat, leistet in der Realsatire Riff-Raff eine Bestandsaufnahme der Thatcher-Ära.“
(Christian Exner; Lexikon des Kinder- und Jugendfilms, September 1998)
„Mit erfrischendem Witz, lebensnahen Dialogen, Sinn für Menschen und Atmosphäre erzählt Ken Loach in seinem jüngsten Film von einem zusammengewürfelten Bautrupp, der irgendwo in London ein ehemaliges Krankenhaus in einen Block mit Luxuswohnungen für Yuppies und Reiche aus dem Orient ummodeln soll. (...) Loachs Komödie ist auch eine Tragödie, aber mit so viel Feinsinn in Szene gesetzt, dass sich Melodrama, Humor - auch gallenbitterer schwarzer Humor - und Realität immer die Balance halten.“
(aus: FBW besonders wertvoll, Langfilme 91/92)