Jenseits der Stille
Deutschland, 1996Regie: Caroline Link
Drehbuch: Caroline Link, Beth Serlin
Kamera: Gernot Roll
Musik: Niki Reiser
Darsteller*innen: Sylvie Testud, Tatjana Trieb, Howie Seago, Emmanuelle Laborit, Sibylle Canonica
Produktion: Claussen + Wöbke Filmproduktion, Roxy Film
BJF-Empfehlung: ab 12 Jahren, FSK: ab 6 freigegeben (besonders wertvoll)
Länge: 109 Minuten
Spielfilm, Farbe
Laras Eltern sind taubstumm. Da sie als Einzige in ihrer Familie hören und sprechen kann, stellt sie von frühester Kindheit an das Verbindungsglied zwischen den Eltern und der Außenwelt dar, übersetzt für sie in den absurdesten Situationen. Als Lara von ihrer temperamentvollen und lebenslustigen Tante Clarissa eine Klarinette geschenkt bekommt, beginnt sie, die Wunderwelt der Musik zu entdecken. Clarissa zieht das Mädchen in ihren Bann. Laras Abschied vom Elternhaus und von der Kindheit nimmt seinen Anfang ...
Die vielen Episoden und Ereignisse verbinden sich zu einem Film, der vom allmählichen Erwachsenwerden handelt. Auch ihren behinderten Eltern gegenüber muss Lara Selbstständigkeit finden - und Schuldgefühle überwinden. Die Mutter stirbt bei einem Fahrradunfall und Lara erinnert sich, dass sie die Mutter einst zum Radfahren animierte. Auch die Versöhnung Laras mit dem Vater am Ende bedeutet kein verwischen der Gegensätze.
Pressezitate:
"Für einen Moment ein Fenster aufgestoßen zu haben in eine fremde, faszinierende Welt: das ist für mich Kino", sagt die 32-jährige Regisseurin. Genau dies ist ihr mit JENSEITS DER STILLE gelungen. In eindrucksvollen Bildern werden, ohne Kitsch und Klischees, tiefe Emotionen vermittelt."
(Antje Kroll, epd Film 1/ 97)
"Ein stiller Film mit Beobachtungen, Gesten, Blicken aus dem alltäglichen Leben. Voller Humor und Situationskomik schildert er anhand einer eher ungewöhnlichen Vater-Tochter-Beziehung ... den Prozess der Selbstfindung und des Erwachsenwerdens. JENSEITS DER STILLE ist kein Problemfilm über die Welt der Taubstummen, aber er bringt uns diese Welt näher, weckt Verständnis, allein schon durch die beredte Sprache der Hände, der im Kino zuzusehen eine wahre Freude ist."
(Holger Twele, KJK 69/ 97)
"Dank seiner guten Besetzung in allen Rollen, überzeugenden darstellerischen Leistungen unter sicherer Führung, gelingt eine eindrucksvolle Durchdringung der Welt der Gehörlosen, mit all ihren Problemen der sozialen Eingliederung und familären Konflikten."
(aus: FBW Langfilme 1993-1996 besonders wertvoll)
"In poetischen Bildern erzählt Caroline Link eine warmherzige und sensible Geschichte, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. (...) Caroline Links Regiedebüt wurde nicht nur mit mehreren deutschen Auszeichnungen geehrt, sondern auch als Bester ausländischer Film für den Oscar nominiert."
(TV Spielfilm 7/99)
"Wer erfahren möchte, wie laut der Schnee ist und wie Klarinettentöne Menschen verzaubern können, der darf sich diesen Film nicht entgehen lassen: Eine deutsche Produktion, die sich eines außergewöhnlichen Themas jenseits der Beziehungskomödien annimmt und die Geschichte über den Abschied von der Kindheit mit leisem Humor und einer eigenwilligen Ästhetik erzählt."
(Fischer Film Almanach 1997)
"Selten zuvor in der Filmgeschichte hat es ein Film ermöglicht, so sinnlich nachzuempfinden, wie ein Taubstummer zum Beispiel das Fallen der Schneeflocken in einer klaren Winternacht wahrnimmt. Obwohl Caroline Link bewusst tiefe Emotionen erzeugt, vermeidet sie scheinbar mühelos jeden Anflug von Kitsch - eine erstaunliche Leistung bei einem Thema, das zur Sentimentalisierung geradezu einlädt."
(Reinhard Kleber, Lexikon des Kinder- und Jugendfilms 1998)
"Durch diese bezaubernde, bewegende und zutiefst menschliche Geschichte hat uns Caroline Link die unvergleichliche Poesie einer fremden Realität nahegebracht. Und damit bewirkt, dass uns in dieser kalten Jahreszeit warm ums Herz wird. Wahrlich ein kleines Wunder. Cinema 100 %."
(Eric Stahl, Cinema 1/97)
"Ein gelungenes Kinodebüt einer Absolventin der Münchener Filmhochschule. Der Film überzeugt sowohl als sensible Gestaltung der Probleme von Behinderten als auch in seiner universalen Thematik des Selbstfindungsprozesses einer jungen Frau und dem Plädoyer für Verständnis und Offenheit gegenüber unvereinbar scheinenden Erfahrungswelten."
(Kinotipp der katholischen Filmkritik)