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Filme für Kinder und Jugendliche
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BJF-Clubfilmothek

Ostkreuz

Deutschland, 1991
Regie: Michael Klier
Drehbuch: Michael Klier, Karin Aström
Kamera: Sophie Maintigneux, Herre Dieu
Musik: Fred Frith
Darsteller*innen: Laura Tonke, Miroslav Baka, Suzanne von Borsody, Henry Marankowski, Steffan Cammann
Produktion: Michael Klier Film, ZDF
BJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 12 freigegeben (wertvoll)
Länge: 83 Minuten
Spielfilm, Farbe


Die 15-jährige Elfie flüchtete noch vor der Maueröffnung mit ihrer Mutter über Ungarn nach West-Berlin. Beide leben in einem unwirtlichen Containerlager, Durchgangsstation für viele, die den Westen testen wollen. Selten kommen ganze Familien, eher Frauen ohne Männer, Männer ohne Frauen, Mütter mit Kindern. Es fehlt an Geld, um die Kaution für eine Mietwohnung aufzubringen. Um sich vom trostlosen Alltag abzulenken, geht Elfies Mutter ein Verhältnis mit einem Kleinunternehmer ein. Sie verspricht sich dabei eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse.
Elfie ist auf sich allein gestellt. Mit Tricks und kleinen Betrügereien versucht sie, an Geld für den Wohnungswechsel zu kommen. Sie macht die Bekanntschaft des jungen Ganoven Darius, einem Osteuropäer, der sich mit Schwarzmarktgeschäften versucht, aber keine glückliche Hand für seine Projekte besitzt. Einige gemeinsame Unternehmungen enden mit einem Fiasko, aber Elfie wird immer sicherer darin, auch mit illegalen Mitteln dem öden und perspektivlosen Lagerdasein zu entkommen.
Bei ihren diversen Streifzügen mit Darius durch beide Teile der Stadt lernt sie den gleichaltrigen Edmund kennen, der von seinen Eltern in Ost-Berlin zurückgelassen wurde und sich in einer ähnlichen Situation wie Elfie befindet. Zögernd nähern sich die beiden Outsider einander an. Nachdem Elfie eine ausreichende Summe für die Mietkaution aufgetrieben hat, trennt sie sich von ihrer Mutter und zieht mit Edmund in ein unbewohntes Haus. Diese Ruine wird ihr Zuhause und von hier aus versuchen die beiden einen gemeinsamen Neubeginn.

Auszeichnungen: OSTKREUZ wurde beim Internationalen Jugendfilmtest 1991 ausgezeichnet.

Pressezitate:
"Klier erzählt karg, knapp, aber ungeheuer dicht und mit großem emotionalen Effekt. Sein ruhiges Stimmungsbild gibt mehr Atmosphäre wieder und zeigt mehr Solidarität als jeder schreiende Aufmacher der Blätter, die aus dem Trauerspiel der Vereinigung Kapital schlagen. OSTKREUZ ist ein schöner, liebevoll gemachter Film, der sein Thema und vor allem seine Figuren liebevoll behandelt."
(Alfred Holighaus, TIP)

"Eine bewusste Überhöhung deutsch-deutscher Tristesse, deren kalte Farbfotografie die Gefühlskälte der Personen spiegelt. Interessant im Ansatz, aber durch die Anhäufung pessimistischer Momentaufnahmen nicht ohne Larmoyanz."
(Lexikon des internationalen Films)

"Ostkreuz ist im direkten übertragenen Sinn der Ort, an dem sich die Wege aus der ehemaligen DDR und aus den osteuropäischen Ländern schneiden. Es ist die neue Heimat im Westen, aber auch die Schnittstelle von Wohnungs-, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. In diesem Milieu, einer Art Niemandsland, hat Michael Klier einen Gegenwartsstoff bearbeitet, der in seiner äußerst entwickelten Filmsprache, mit knappen Dialogen, kalten Farben, pointiert gesetzter Musik und mit hervorragenden Schauspielern dem italienischen Neorealismus in nichts nachsteht. Mit bestechend kargen Mitteln, an Jarmusch und Kaurismäki erinnernd, gibt er eine Zeit- und Lebensstimmung wider. Ebenso wie bereits in Überall ist es besser, wo wir nicht sind ist auch Michaels Kliers neuem Film ein breites Kinopublikum zu wünschen, aber auch eine gezielte, nichtgewerbliche Auswertung für Jugendliche."
(aus: Begründung Int. Jugendfilmtest 1991)

"Ein Film der keinen Vergleich zu scheuen braucht, auch nicht mit Jarmusch und Kaurismäki ..."
(Hans Stempel, Frankfurter Rundschau)

"Ostkreuz (... ) ist ein außergewöhnlicher Film (...) das Musterbeispiel eines neuen, deutschen Neorealismus (...)."
(Wilfried Wiegand, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

" (... ) atmospärisch dichtes, emotionsgeladenes
Stimmungsbild (...)."
(Carla Rhode; Der Tagesspiegel, Berlin)

 

Gefördert vom:

Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Im Rahmen des:

Kinder- und Jugendplan des Bundes

Weitere Förderer:

Logo: Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V.