Blu-ray Disc und DVD
Tipps zum Umgang mit DVD-/Blu-ray-Player und Beamer
Wer Kino selbst organisieren möchte kann heute die preisgünstige Technik von Bluray/DVD-Player und Beamer nutzen. Vorbei sind die Zeiten zerkratzter Filmkopien, beschädigter Perforation und dem störenden Rattern von Projektoren, die im Publikum stehen. Die Filmauswahl ist auch wesentlich größer und vor allem aktueller geworden, die nichtkommerziellen Aufführungsrechte stehen ca. 6 Monate nach dem Kinostart eines Films zur Verfügung.
Mittlerweile hat sich bei der digitalen Projektion außerhalb des stationären Kinobetriebs neben der DVD auch die hochauflösende (HD) Blu-ray-Disc (BD) als Abspielmedium durchgesetzt. Die BD wird mit einem blauen Laser abgetastet und weist eine Speicherkapazität von bis zu 25 GB je Schicht auf, die Auflösung ist fünf mal so hoch wie bei der herkömmlichen DVD. In der HD-Qualität werden 2K (2000 Pixel pro Zeile), genau 1920x1080 Bildpunkte dargestellt, das Bild ist von daher um einiges schärfer als bei der DVD.
Seit 2016 ist bereits eine "Ultra-HD Blu-ray-Disc" auf dem Markt. Hier beträgt die Auflösung 4K, das sind 3840 × 2160 Bildpunkte (2160p). Sie hat bis zu drei Schichten und bietet Platz für 100 Gigabyte.
Die Kinoveranstaltung mit der BD/DVD ist einerseits einfach zu bewerkstelligen, hat aber auch ihre Tücken und Überraschungen parat. Aus unserer 15-jährigen Erfahrung beim Mobilen Kino Niedersachsen können wir einige Tipps geben die euch die Arbeit mit dieser Technik erleichtern. Über Kommentare freuen wir uns (kontakt@mobiles-kino-niedersachsen.de).
Vor der Vorführung
Eine Taschenlampe ist unverzichtbar, um die Tastatur oder Fernbedienung auch bei abgedunkeltem Saal bedienen zu können!
Wer zu Beginn einer Kinoveranstaltung gerne Musik spielt, sollte einen CD-Player - oder besser - einen zweiten BD/DVD-Player benutzen. So ist der Film im ersten Gerät im Pausen-/Resume-Stop-Modus sofort abspielbereit und es ist ein Ersatzgerät vorhanden, falls es tatsächlich zu einer technischen Panne kommen sollte. Bei Preisen von unter 200 € (Blu-ray Player) bzw. 100 € (DVD Player) für ein gutes Markengerät ist ein Zweitgerät sehr zu empfehlen.
Bei Neuanschaffungen von Leinwänden ist unbedingt zum 16:9-Format zu raten. Alle aktuellen Filme werden in diesem oder sogar im schmaleren Cinemascope-Format dargestellt.
Zum DVD-/Blu-ray-Player
Lest die Gebrauchsanweisung der Geräte durch. So banal dies klingt, es kann helfen, einigen Ärger zu vermeiden.
Den Filmton werden viele Kino-Initiativen als Stereo-Signal übertragen. Achtet daher darauf, dass der Player einen analogen Stereo-Ausgang hat (rot-weiße Cinch-Buchsen an der Rückseite). Oft wird der Ton nur noch digital ausgegeben. Noch besser ist es, wenn euer Player alle 5.1 Tonspuren als analoges Signal ausgibt. Hier könnt ihr einen kleinen Mischer anschließen und dann die Sprache (Center) hervorheben, die bei vielen Discs von den Geräuschen und Sounds überdeckt wird.
Für die Bildübertragung ist beim Player der RGB-Farbraum unter den Voreinstellungen zu wählen.
Gute Qualität erreicht ihr, wenn ihr den Player mit dem Beamer über ein HDMI-Kabel verbindet (High Definition Multimedia Interface). Das setzt natürlich voraus, dass beide Geräte über einen HDMI-Anschluss verfügen. Darauf ist bei der Anschaffung unbedingt zu achten. Cinch-Verbindungen für das Bildsignal transportieren das Signal analog, hier muss also das auf der Scheibe abgelegte digitale Signal im Player auf analog- und im Beamer dann wieder in digital gewandelt werden. Die Qualität ist nicht besonders gut.
Das beste Bild ist mit einem Blu-ray Player und einem Full HD-Beamer zu erreichen. Auf der BD werden 24 Vollbilder (auch "24p", heißt: progressiv/Vollbild) in der Sekunde abgelegt, das entspricht der "damaligen" Vorführfrequenz des 35mm-Films im Kino. Um ruckelnde Bewegungen zu vermeiden, wurde im analogen Kinoprojektor jedes Bild von einer Blende ein- bis zweimal unterbrochen, so ergab sich eine Frequenz von 48 oder sogar 72 Bildern pro Sekunde. Dies geschieht nun bei der BD auch, die Bilder werden zweimal gezeigt, die Frequenz also verdoppelt.
Dennoch ergibt sich ein kleiner regelmäßiger "Ruckeleffekt", den ihr vor allem bei Kameraschwenks an senkrechten Fenster- und Hauskanten erkennen könnt. Dieses "normale" Ruckeln ist nicht zu verwechseln mit dem Ruckeln das entsteht, wenn Geräte nicht in der Lage sind den 24-Bilder Modus der Blu-ray-Disc authentisch darzustellen. Hier wird statt dessen ein 3:2 Pulldown-Menu benutzt, das die 24 Bilder auf die 60 Bilder des NTSC-Formats umrechnet. Es entstehen auffällige unregelmäßige Ruckler in Bewegungen, die sehr störend wirken.
Es ist von daher wichtig, dass sowohl Blu-ray Player als auch HD-Beamer den 24p-Modus verarbeiten können. Dies ist am Besten beim Kauf der Geräte durch einen Testlauf einer Blu-ray an Bewegungen im Bild zu prüfen.
Eine BD-Player/HD-Beamer Anlage hat den Vorteil, dass herkömmliche DVDs auf das hochauflösende Format hochgerechnet werden. So wird auch dieses Bild verbessert dargestellt.
Es empfiehlt sich, die Disc ohne Publikum bereits eingelegt und an den Filmanfang gesetzt zu haben und sie dann mit der Pausen- oder besser – wie bei den meisten Geräten vorhanden – der "Resume-Stop"-Funktion (ein Mal auf "Stop" drücken) anzuhalten. Die Vorführung kann jetzt lediglich mit Drücken der Start-Taste begonnen bzw. fortgesetzt werden.
Der Resumee-Modus ist leider bei der "Blu-ray-Disc Java" nicht mehr gegeben, einer Disc, bei der die Ausführung von interaktiven Anwendungen ermöglicht wird. Bei diesen BDs kann die Vorführung nur mit der Pausen-Taste unterbrochen werden, die Stop-Taste setzt die Disc auf Anfang. Dies müsst ihr vor der Vorführung ausprobieren. Mit der Pausentaste gefriert das Bild im Beamer ein. Bei einer längeren Unterbrechung muss daher der Eingang im Beamer gewechselt werden damit das Standbild nicht in das Panel des Beamers einbrennt.
Wichtig: Die Fernbedienung. Hier können Einstellungen wie Sprachversion, Untertitel (Subtitle, Audio) auch während des Abspiels geändert werden. Unter den Voreinstellungen des Players ist generell die Sprache, z.B. "deutsch" einstellbar, die meisten DVDs oder BDs werden dann in der vorgewählten Sprache abgespielt.
Bei Absturz der Datenübertragung, Stromausfall oder einer anderen Panne kann die unterbrochene Stelle mit dem Such/Search/Direkt-Modus "Zeit" auf die Sekunde genau wieder aufgefunden werden. Damit ihr wisst, welche Zeit des Films abgelaufen ist, muss die Anzeige im Display des Players nicht auf Kapitelnummer mit Kapitelzeit sondern auf die insgesamt abgelaufene Zeit des Films eingestellt sein. Wer eine Vorstellung mit Publikum durchführt, sollte stets in etwa orientiert sein, in welchem Zeitabschnitt der Film gerade läuft.
Zur BD/DVD
Leider sind die Menüs auf der BD/DVD nicht genormt. Es können also einige Überraschungen auftreten, die man vor dem Publikumseinlass mit etwas Zeit und Ruhe ohne weiteres in den Griff kriegen kann. Peinlich ist natürlich, wenn das Publikum den obligatorischen "Warnhinweis vor einer illegalen öffentlichen Aufführung" zu sehen bekommt, der sich am Anfang aller Discs befindet. Leider ist dieser Hinweis auch bei nahezu allen Titeln erhalten, die – z. B. beim BJF – mit den Aufführungsrechten entliehen oder erworben wurden. Nach diesem Hinweis, den man nur selten überspringen kann, landet man - manchmal nach einigen Werbeclips - auf einer Inhaltsseite, von der aus der Film unter "Filmstart" oder "Hauptfilm" mit der Start- oder Enter-Taste begonnen werden kann.
Lästig sind Discs, die nach jedem erneuten Einlegen wieder in englischer Sprache starten. Andere bieten gleich nach dem Einlegen im Bild die Wahlmöglichkeit Deutsch/ Englisch an. Später ist mit der Fernbedienung keine Sprachumschaltung mehr möglich. Eine andere Unwägbarkeit tritt z.B. bei "Casablanca" auf. Hier kann die Sprache nur bei laufender Disc geändert werden.
Beim Einstellen des Audio-Signals ist die verwendete Tonanlage zu berücksichtigen. "MPEG Dolby 5.1" solltet ihr bei angeschlossener Surround-Anlage anwählen. Eine normale Stereo-Verstärkeranlage wird Nebengeräusche hier unverhältnismäßig laut und die Sprache zu leise wiedergeben. In diesem Fall sollte man besser "Dolby-Stereo" wählen, wenn diese Spur vorhanden ist.
Die DVD besteht aus zwei Schichten, die vom Laser abgetastet werden, eine lichtdurchlässige untere, und eine obere Schicht. Beim Umschalten des Players von der einen zur anderen Schicht bleibt das Bild einen kurzen Moment stehen, bevor es weiterläuft. Diesen Punkt habt ihr dann immer an der gleichen Stelle im Film, er ist nicht mit einer fehlerhaften Datenübertragung zu verwechseln. Bei der Blu-ray-Disc ist diese Unterbrechung nicht vorhanden.
Normalerweise ist die DVD nur auf der unbedruckten Seite doppelt beschichtet. Es gibt aber auch zweiseitige DVDs, die gewendet werden können. Bei "Pokemon 2" liegt beispielsweise die deutsche und englische Version des Films auf je einer Seite. Wer das nicht weiß, kann im Menü lange nach der deutschen Fassung suchen.
Zum Beamer
Zunächst stellt sich die Frage nach der Darstellungstechnologie: ein LCD oder ein DLP Beamer? Die traditionelle Technik ist das Durchleuchten von Flüssigkeitskristallen (Liquid Crystal Display). Hier sind drei Panels in den RGB-Farben (Rot Grün Blau) vorhanden, die im Farbadditionsverfahren alle Farbtöne gleichzeitig darstellen können. Beim Digital Light Processing (DLP) besteht das Panel aus winzigen Spiegeln, die beim entsprechenden Farbsignal hoch- oder weggeklappt werden. Hier werden die RGB-Farben nacheinander in schnellem Wechsel auf die Spiegel gestrahlt. Durch die Trägheit des menschlichen Auges wird diese sukzessive Farbdarstellung kaum bemerkt. Sie ist aber trotz hoher Frequenz erkennbar, man bemerkt sie am "Regenbogeneffekt" den man im Bild erkennt. Hat man diesen Regenbogen erst einmal „entdeckt“, sieht man ihn permanent, was sehr nervtötend ist. Ich rate daher zu LCD-Beamern, dies ist eine solide und robuste Technologie, auch wenn der Kontrastwert nicht an den der DLP-Beamer heranreicht.
Das Panel des Beamers muss im 16:9 Format sein. Es sollte eine HD1080-Auflösung aufweisen, also 1920 x 1080 Bildpunkte (oder WUXGA), damit ihr die BD darstellen könnt. Zusätzlich ist der 24p-Modus (siehe Blu-ray Player) wichtig, keine 3:2 Pulldown - Umrechnung.
Der Beamer muss einen HDMI-Eingang aufweisen, damit die progressiven Vollbilder vom BD/DVD-Player digital übertragen werden können (s.o).
Wünschenswert ist die Möglichkeit, die Objektive auszutauschen. Meist ist ein Weitwinkelobjektiv eingebaut, das für Vorträge geeignet ist, aber nicht für Filmveranstaltungen. Wenn ihr also nicht mitten im Publikum stehen wollt, müsst ihr ein Teleobjektiv einsetzen.
Der Beamer sollte lichtstark sein und mindestens 3000 Lumen aufweisen. Bei Leinwänden ab 4m Breite sollten Beamer mit 4000 Lumen und mehr verwendet werden.
Besorgt eine Ersatzlampe für den Beamer, oft sind wesentlich günstigere Vergleichstypen verfügbar.
Der Beamer sollte eine vertikale Lens-shift-Funktion haben. Damit kann das Bild hoch und runter gefahren werden, ohne den Beamer zu kippen und das Bild zu verzerren. Bei horizontalem Lens-shift kann das Bild auch nach links und rechts verschoben werden, falls der Standort des Beamers nicht in der Mitte vor der Leinwand gewählt werden kann.
Ich wünsche erfolgreiche Aufführungen.
Bernhard Gorka,
Mobiles Kino Niedersachsen
Siehe auch: Tipps zum Umgang mit MP4